Offener Brief des LAFT Berlin an den Berliner Senat bzgl. der Entscheidungen über Leitungsneubesetzung des HAU und Neubesetzung der Jury für privatrechtlich organisierte Theater und Theater- und Tanzgruppen
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit diesem Schreiben fordert der LAFT Berlin den Berliner Senat öffentlich auf, in den Angelegenheiten: Leitungsneubesetzung für das HAU und Neubesetzung der Jury für privatrechtlich organisierte Theater und Theater- und Tanzgruppen dringend Stellung zu beziehen sowie Entscheidungen zu treffen. In dem Bemühen um Kooperation und Vermittlung zog es der LAFT Berlin bisher vor, über diese Themen einen internen Dialog mit dem Berliner Senat und der Kulturverwaltung zu führen.
Die Bitte des LAFT Berlin um Transparenz und dringliche Bearbeitung dieser beiden Entscheidungen, die mehrfach mündlich und vor über 6 Wochen auch offiziell schriftlich an den Kulturstaatssekretär Schmitz adressiert wurde, beantwortete der Berliner Senat lediglich mit einer Vertröstung auf unbestimmte Zeit.
Jetzt ist Zeitpunkt erreicht, wo der LAFT Berlin auf die Konsequenzen dieses Vorgehens öffentlich hinweisen möchte:
Am 30. Juni 2011 endet die Antragsfrist für Einzelprojekt-, Spielstätten- und Einstiegsförderung. Es ist jetzt Mitte Mai und weder ist eine neue Jury einberufen und den Künstlerinnen und Künstlern präsentiert worden, noch gibt es auch nur die Aussicht auf eine handlungsfähige Leitung des HAU ab 2012, mit der die Projektantragsteller/innen gemeinsame Anträge stellen bzw. Aufführungsvereinbarungen treffen könnten.
Für das HAU als Haus ergeben sich noch einmal ganz andere Konsequenzen: Um ein Programm der drei Bühnen ab der zweiten Hälfte 2012 zu garantieren, müssten spätestens jetzt von der neuen Leitung Projekte geplant, Anträge vorbereitet werden und dringend notwendige Drittmittel eingeworben werden. Die Antragsfristen der entsprechenden Förderer sind im Sommer 2011. Wenn es darum gehen soll, an die Tradition des HAU auf hohem Niveau anzuknüpfen, stünde es für die neue Leitung ebenso an, internationale Koproduktionspartner zu pflegen bzw. neue hinzuzugewinnen. Die Produktionsstrukturen, innerhalb derer Freie Darstellende Kunst in Berlin realisiert wird, sind fragil.
Mit einer derartigen Verzögerung von Entscheidungen über wesentliche Eckpunkte der Projektrealisierung gefährdet der Berliner Senat die Arbeitsgrundlage einer der wichtigsten Spielstätten und eines Großteils der freien darstellenden Künstler/innen in der Stadt. Die Argumentation setzt voraus, dass das HAU auch in Zukunft seine Relevanz für die Berliner Freie Darstellende Kunst behält, was vom Berliner Senat schriftlich zugesichert wurde. Sollte sich da der Fokus geändert haben und aus diesem Grund die oben angemahnten Fristen vernachlässigbar geworden sein, hätte der Schaden für die Freie Darstellende Kunst ein ganz anderes Ausmaß. Das Schweigen des Berliner Senats noch vor dem Hintergrund des gerade stattfindenden Theatertreffens, das zwei Berliner freien Produktionen und dem HAU (ebenso wie dem Ballhaus Naunynstraße) Bedeutung und Anerkennung attestiert, ruft die Frage nach dem kulturpolitischen Konzept des Senats in Bezug auf die Freie Darstellende Kunst der Stadt verstärkt auf den Plan. Um Gerüchten und Befürchtungen in verschiedenste Richtungen endlich entgegenzutreten, fordert der LAFT Berlin den Berliner Senat auf, zu beiden oben genannten, dringlich anstehenden Gestaltungsaufgaben – Besetzung der Jury und der HAU-Leitung – jetzt offiziell Stellung zu beziehen.
Mit freundlichen Grüßen
der LAFT Berlin Vorstand und
die Leiterin der Geschäftsstelle
Berlin, 17. Mai 2011