Nach einem Jahr Verhandlungen über Schauspielgagen bleiben die Angebote der Filmproduzenten provokativ niedrig. Genau vor einem Jahr, am 14. Juli 2010 haben die Tarifverhandlungen über Schauspielgagen begonnen. Nötig sind diese Verhandlungen einerseits, weil bisher im Tarifvertrag für Filmschaffende keinerlei Gagenregelung für den Bereich Schauspiel besteht und andererseits sich gerade für Berufseinsteiger ein stetiger Verfall der Einkommen zeigt. Deshalb wollen ver.di und BFFS eine Anfängergage mit der Produzentenallianz vereinbaren.
Zudem haben BFFS und ver.di vorgeschlagen, neben der bisherigen Schauspielvergütung nach Drehtagen eine alternative und für die Produktion vergünstigte Wochengage mit entsprechend längerer Beschäftigungsdauer einzuführen. Damit sollte für alle im Team der Druck vom einzelnen Drehtag genommen werden, diesen wegen eines am nächsten Tag nicht mehr verfügbaren Schauspielers oder Schauspielerin unter dann immer ungünstigeren Bedingungen zu Ende bringen zu müssen. Doch die Allianz hat sowohl dieses Angebot von Wochengagen als auch die Festlegung von Anfängergagen bisher aus prinzipiellen Gründen abgelehnt.
BFFS und ver.di befürchten, dass die Schauspiel-Verhandlungen scheitern könnten.
Was will die Produzentenallianz? Dem Gedanken der Wochengage haben sich die Produzenten-Vertreter gänzlich versperrt. Echte Verhandlungen dazu haben nicht stattgefunden. Eine Anfängergage für Schauspielerinnen und Schauspieler lehnt die Allianz ebenfalls ab. Stattdessen will die Allianz auch für Schauspieler eine Regelgage einführen. Damit würde jedoch die im Bereich Schauspiel übliche und für langjährige Filmschauspieler wichtige Verhandlung individueller Gagen – meist auch über Agenten – negativ beeinflusst werden. Dieses freie Marktgeschehen wollen BFFS und ver.di durch Tarifgagen nicht verändern. Zudem will die Produzentenallianz diese Regelgage auf einem solch niedrigen Niveau ansiedeln, das für die Interessenvertreter der Schauspieler gerade Anlass für die Forderung nach einem Ende des Gagendumpings war.
Die Produzentenallianz will nicht mehr als 400 bis 500 € je Drehtag vereinbaren. Und das, obwohl selbst öffentlich-rechtliche Sender mehr als das doppelte als Gagenrichtlinie vorgeben. Nun ist es Zeit, ein erstes Warnsignal zu setzen. Wenn ein Jahr Verhandlungen, die vom BFFS und ver.di mit ernsthaften Motiven und Angeboten geführt wurden, bei der Produzentenallianz zu nichts anderem führen, als dass sie den Gedanken von Wochengagen rundweg ablehnt und unseren Wunsch nach einem Ende des Gagendumpings für Jungschauspieler mit der Festschreibung dieser unerträglichen Situation beantwortet, muss dies mal zum Thema am Filmset werden. Zumal unter dem Kostendruck und dem allgemeinen Dumping das gesamte Filmteam und damit letztlich auch die Qualität unserer Filme, Reihen und Serien leiden. Der BFFS wird mit Unterstützung von ver.di am 14. Juli an etwa einem Dutzend Filmsets eine Viertelstunde der Mittagspause zur Besinnungspause machen. Es soll Zeit sein, um im Filmteam über diese Tarifverhandlung zu sprechen, sich die nötige Zeit zu nehmen und Solidarität am Filmset zu üben. Es soll ein erstes Warnzeichen sein, dass sich Filmteams gegen nicht hinnehmbare Bedingungen auch wehren können und werden.
Auf der Seite steht ein Flugblatt mit vorbereiteten Listen für die Unterschriftensammlung steht zum download bereit.