Wem gehört die Stadt Ohne Gemeineigentum keine blühende Szene: Auf einer Konferenz zur Kunstpolitik wird die Eigentumsfrage gestellt.
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Wem gehört die Stadt Ohne Gemeineigentum keine blühende Szene: Auf einer Konferenz zur Kunstpolitik wird die Eigentumsfrage gestellt.
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Wem gehört die Stadt? Diese Frage ist in dieser Form antiquiert! Sie mißachtet tatsächliche Gestaltungsmacht und bestehende Komplexität.
40 % des Stadtgebietes in Berlin sind quasi im Leerstand – es gibt Raum genug! Knapp ist nur der Platz mit Kontaktflächen zum Publikum – dieser Raum garantiert unmittelbare ökonomische Chancen – und dieser Raum muß für Künstler angemessen zugänglich sein.
Es gibt in einer Stadt eine Vielfalt von Eigentumsformen, Nutzungsrechten und Freiräumen – deren angemessene Mischung und Nutzung Urbanität und kommunikative Ordnungen wie z.B. „Kulturszenen“ hervorbringt.
Gemeineigentum ist keine Garantie für Kultur und Vielfalt – es gibt genug Beweise für Verfall in öffentlicher Hand. Das Beispiel des Tacheles zeigt, wie eine ökonomisch tragfähige Kunstszene über 20 Jahre unfähig war, eine selbst tragende gemeinnützige Träger-Struktur zu schaffen.
Und: auch Immobilien-Fonds lassen Immobilien verfallen – wenn die Rendite nicht stimmt!
Die wichtigste Forderung ist daher für mich: Gebäude, Räume, Freiräume müssen ein „Gesicht“ haben – keine anonymen „Besitzer“ und „Verfügungsrechts-Verwalter“ oder „Verwaltungskollektive“. Handelnde Personen machen Stadt aus, geben und vermitteln Freiräume, Gestaltungsräume und Rechte. Und diese klug handelnden Personen machen die Kultur einer Stadt aus!
Was vor allem fehlt: strategische Fantasie, um neue Entwicklungen zu gestalten. Strategische Fantasie, die sich in „sozialen Entwicklungsträgern“ bündeln kann, aber auch in klugen Investoren, Baugemeinschaften, Genossenschaften und auch persönlich haftenden Geschäftsführern von Immobilienfonds.
Zu beklagen ist der Ausverkauf an anonyme Investoren- und Pensionsfonds – die gar nicht die versammelte Klugheit besitzen, ein ganzes Stadtviertel als urbanen Lebensraum zu begreifen.
Kritisch ist auch der Zugang zu Kapital – und hier ist die Stadt mit Erbaurechten und Zwischenpachten und Krediten in der Pflicht – um neue Investitionen von „handelnden Personen“ zu ermöglichen.
Die Debatte um Kunst in der Stadt kratzt bisher nur an Phänomenen und Oberflächen – weil die Vertreter der Kunst und Kultur mehr Spielball als Akteure sind – auch des eigenen Erfolgs.
Berlin als europäisch geprägte Kulturstadt braucht mehr, als „Kunst am Bau“ und „Hauptstadtmarketing“ mit der Kultur. Berlin braucht „Stadtbaukunst“, „Kunst im Bau“ – und viele ökonomische Ideen, wie Kreativität und Vielfalt prekäre Verhältnisse überwinden können.
Die Kulturstadt braucht Akteure, die auch in Kulturentwicklung investieren und bauen können – und die neue Räume erschaffen können, Urbanität und Anziehungskraft!
Dazu gehört auch ein Konzept, wie wir in Berlin mit einm Boom des „Kultur-Imports“ umgehen – der alle Kulturschaffenden vor Ort in einen immer stärkeren prekären Wettbewerb um Kontakte, Atelierraum und Förderung hineinzwingt.
Man muß auch über „Kultur-Export“ und „die Welt als Spielort“ neu nachdenken.
Wem wird die Stadt gehören?
Neue Antworten findet man, wenn man Zugang, Nutzung, Verfügung. Lizenz, Miete, Pacht, Erbpacht, Investition und Besitz und Genossenschaftseigentum unterscheidet, und merkantile Nischen in der Stadt aktiv erkennen und gestalten kann.
Die Stadt gehört immer denen, die Ideen haben – und neue Antworten organisieren!
herzliche Grüße
Michael Springer
Redaktion KULTUR IN PANKOW