Was fasziniert Leser an Erzählungen aus der Sicht von Mördern, Gewalttätern oder Kriegsverbrechern? Verkauft sich eine Zeitung besser, wenn sie mit einer grausamen Gewalttat titeln kann? Gilt: je abstoßender desto anziehender?
Wir lesen von uns unbekannten Perversionen und empfinden Abscheu, Ekel oder Scham und wollen uns daher distanzieren. Warum fasziniert die Einnahme bösartiger, verbrecherischer, ekliger oder schambesetzter Perspektiven in Literatur, Theater, Kino und Computerspielen? Mit welchen Motiven und Strategien geschieht dies jeweils? Und wie gelingt der Ausstieg?
Das Institut für künstlerische Forschung und die Gruppe a rose is möchten diese Perspektivübernahmen untersuchen. Sie reichen vom bloßen Wissen um eine andere Weltsicht über Verständnis, Einfühlung bis hin zu Sympathie oder Identifikation. Bieten diese Perspektivübernahmen auch einen Sinn und Wert für den gesellschaftlichen Umgang, beispielsweise mit extremen Gewalttaten? Können sie gar zur Prävention beitragen?
Diese und andere Fragen möchten wir im Rahmen des Experiments stellen und diskutieren.
INFAME PERSPEKTIVEN // Das Experiment
4. – 17. März, UFERSTUDIOS, täglich 10 bis 19 Uhr
In dem Experiment möchten wir untersuchen, ob und wie es möglich ist, sich in die Perspektive extremer Figuren hinein zu versetzen.
In einem Hotelzimmer im belgischen Aalst ermordete 1999 ein Elternpaar seine beiden Kinder. Vor Gericht sagten sie: „Wir wollten nur das Beste für sie.“ Beide wurden für schuldfähig erklärt und zu lebenslanger Haft verurteilt. Das dokumentarisches Drama Aalst von Pol Heyvaert und Dimitri Verhulst beruht auf dem Gerichtsprozess gegen die Täter.
Wir möchten Dich einladen, in einer Installation gemeinsam mit einer weiteren Person die beiden Rollen dieses Ehepaares zu sprechen. In einem anschließenden Gespräch möchten wir von Ihnen wissen, ob und wie es Ihnen gelungen ist, sich in die Perspektive der Täter hineinzuversetzen.
Für die anonyme Auswertung des Experiments ist es wichtig, dass alle Teilnehmer bestimmte, möglichst gleiche Voraussetzungen erfüllen. Daher möchten wir Dich bitten, als Spielpartner/in eine Ihnen bekannte Person des anderen Geschlechts mitzubringen, jedoch nicht Ihren Lebenspartner / Ihre Lebenspartnerin. Die Muttersprache beider Teilnehmer soll Deutsch sein.
Das Sprechen von Texten wie in diesem Experiment kann emotional belastend sein. Dies trifft auf verschiedene Personen unterschiedlich stark zu. Insbesondere für Personen mit Erfahrung von körperlicher oder seelischer Gewalt sowie sexuellem Missbrauch oder Personen mit psychischen Störungen ist dieses Experiment möglicherweise nicht geeignet. Diese Personengruppen möchten wir daher vorsorglich bitten, nicht an dem Experiment teilzunehmen.
Insgesamt wird dieses Experiment ungefähr 75 Minuten dauern.
Wir würden uns freuen, wenn Du Dir vorstellen kannst, uns als Teilnehmer des Experiments in unserem Projekt zu unterstützen! Die Termine, zu denen wir die Teilnahmen zur Zeit noch anbieten können und möchten sind vor allem die von Donnerstag bis Sonntag (14.-17.3., je 10 bis 19 Uhr.)
Deine Anmeldung nehmen wir gern per E-mail ([email protected]) oder per Telefon (0163-7293880) entgegen.