Peinture Plus
Galerie Verein Berliner künstler, Schöneberger Ufer 57, 10785 Berlin
Projektleitung: Catherine Bourdon und Simone Kornfeld
Die aktuellen Positionen der Malerei sind fast unüberschaubar geworden. Doch die Vielzahl der malerischen Ansätze sind noch lange nicht ausgelotet. Und gerade der erneute Bedarf, diese auch hinsichtlich gesellschaftlich relevanter Themen zu reflektieren, möchte diese Ausstellung anbieten und hinterfragen. Die Malerei wird hier nicht als Gattung verstanden, sondern in ihrer erweiterten und übergreifenden Form, die auch neue Medien beinhaltet. Es werden spannende Fragen gestellt u.a. hinsichtlich Form, Farbe und Bewusstsein.
Hier geht es einmal mehr um malerische Standpunkte, die als gesellschaftliche Statements nicht auf den ersten Blick als solche erscheinen mögen, die es aber von ihrem Wesen bzw. Inhalt her sind und sich z.Teil in verschiedenen Grenzbereichen bewegen.
Die Arbeiten von Catherine Bourdon, die ihre Bilder Kategorien zuordnet, die aus der klassischen Kunst vertraut sind, doch diese mit Alltagssituationen unserer Gegenwart kurzgeschlossen und so ironisch unterlaufen werden. `Natur` sind bei ihr `Autobahnen`und `Marinestücke` z.B. Boote mit Flüchtlingen. Wir zeigen die Bilder von Ruza Spak, die häufig monochrom gehaltenen Arbeiten in denen sie verschiedene Sujets durchspielt, wie die, die das Kreisen des Adlers um die Beute zeigen oder ihre toten Hasen. Diesmal gemahnt sie mit ihren diagonal ins Bild gesetzten blauen Walen auch an die Verschmutzung der Meere. Da Malerei und ihre Grenzbereiche jetzt wieder verstärkt in das Blickfeld gerückt sind, muss man sich die Frage stellen, worum geht es in der Malerei heute? Hat die Vielfalt der Möglichkeiten einen je eigenen Anspruch oder sind Gemeinsamkeiten im historischen Vergleich auf die aktuelle Situation, die sich gerade auch bei den jüngeren Künstlern widerspiegelt, sichtbar und für den Betrachter ablesbar? Beate Köhnes Arbeiten entgrenzen Farben und Formen und schaffen dadurch nicht nur visuelle Freiräume, sondern auch Raum für Assoziationen. Andrea Sunder-Plassmanns bewegte Bilder stellen die Frage nach Wahrnehmung und Geschwindigkeit fließender Video-Bilder im Vergleich zu gemalten Werken. Sie erschließt damit neue Wahrnehmungshorizonte und hinterfragt Sehgewohnheiten.
Die Arbeiten von Ina Lindemann setzen den Betrachter oft in den Stand der paradoxen Erfahrung, die zwischen dem Gesehenen und dem Titel gleich mehrere Gehirnareale in Anspruch nehmen. Man sieht etwas anderes, als das, was man liest. Der Betrachter kann diese Widersprüche nicht so leicht lösen, wenn überhaupt. Volker Nikel bewegt sich in der Malerei genauso, wie in der Plastik in Fragestellungen um die menschliche/naturhafte Existenz. Seine mediale Vielfalt zeigt eine vitale Durchdringung der Fragestellung um Sein, Zeit und Natur. Bei Simone Kornfeld geht es in ihrem malerischen Werk und auch in fotografischen Serien um Auflösung. Hier geht es ihr um Vorgänge der Malerei selbst, die versucht, Formgrenzen aufzulösen und sich einer lesbaren Struktur zu verweigern. Die Anfänge der Malerei sind in verschiedenen Kulturen unterschiedlich, sowohl zeitlich als auch materiell. Denkt man an die Bilder der Australischen Aborigines oder die Körperbemalungen der Maoris, könnte man anhand der Ausstellung erneut über das Bedürfnis des Menschen, sich ein Bild machen zu wollen, nachdenken. Mit der Ausstellung wäre das eine gute Möglichkeit/ S.Kornfeld | Berlin Januar 2019