Juliane Beer

Aber sie arbeiten doch!

Am 13. Dezember 2019 ist die erste Drucksache des blogs FrauenStandPUNKT, den ich mit der Journalistin und Autorin Birgit Gärtner betreibe, erschienen.
Ich mache mit „Aber sie arbeiten doch – Alphabet der linken Liebe zur Lohnarbeit“ den Anfang und widme mich darin Themen wie Lohnarbeit/ Arbeit, erfüllende Aufgabe/Faulheit, linke und christliche Lohnarbeit-ApologetInnen/ AktivistInnen für ein bedingungsloses Grundeinkommen, Frauen: als letzte geheuert, als erste gefeuert, Hungerlöhne, Altersarmut, steigende Wohnungslosigkeit und weiteren Punkten, die einem gelungenen Leben im Wege stehen.

Zum Inhalt:
Lohnarbeit? Ja bitte. Wenn sie notwendig ist und gut bezahlt wird.
Ist doch selbstverständlich?
Nicht in Deutschland, auch nicht unter Linken.
In Deutschland ist Lohnarbeit Selbstzweck, Erziehungsmaßnahme, eine Veranstaltung gegen soziale Isolation. Lohnarbeit ist zum Almosen für all die verkommen, die gebraucht werden wollen, weil man ihnen über Generationen einredete, dass nur die, die malochen, eine Daseinsberechtigung genießen.
So hält der lohnarbeitende Mensch die bürgerliche Gesellschaft zusammen, von ihm wird höchste Moral und Verantwortungsgefühl innerhalb der Logik des Systems verlangt, und er liefert, sonst wäre er nicht länger Lohnarbeitender.
Der Dank dafür? Druck, Niedriglohn, Empörung im Falle von Streik.
Der nicht lohnarbeitende Mensch hingegen ist subversiv; wären alle wie er, würde die kapitalistische Ordnung aus den Fugen geraten.
Der nicht lohnarbeitende Mensch ist jedoch ein tragisches subversives Subjekt, denn er genießt weder Beifall noch Unterstützung. Erst recht nicht von links.
Die Linke behauptet, die herrschende kapitalistische Ordnung umkrempeln zu wollen. Gleichzeitig treibt sie den lohnarbeitenden Menschen an, die kapitalistische Ordnung am Laufen zu halten. Hat sich die Linke prächtig im Kapitalismus eingerichtet?

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