Gisela Weimann
VERBAND DER DEUTSCHEN KRITIKER E. V.
Gisela Weimann, Kritikerpreis 2002 für bildende Kunst
Text der Laudatio von Prof. Dr. Stefanie Endlich
Seit Jahrzehnten hat die Künstlerin mit großer Konsequenz grenzübergreifend gearbeitet.
Das zeigte im Sommer 2001 ihre retrospektive Ausstellung „Leben im Spiegel“, die den Anstoß
für diese Ehrung gab.
Räumliche Grenzen überschreitet Gisela Weimann mit kosmopolitisch orientierten Projekten und
Kooperationen, europäisch und außereuropäisch.
Breite und Vielfalt ihrer künstlerischen Ausdrucksform und Arbeitsweise reichen von Malerei und Grafik,
Fotografie und Film, Mail Art, Installationen und Environments bis zu multimedialen Projekten, Aktionen,
Performances und Kunst im öffentlichen Raum. Und spartenspezifische Grenzen überwindet sie durch
interkulturelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern aus dem Theater-,
Musik- und Film-Bereich sowie mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen.
Gisela Weimanns besondere Arbeitsweise ist charakterisiert von einem Spannungsfeld zwischen ihrer
individuellen künstlerischen Handschrift auf der einen Seite und einem durch ihre Initiativen entstandenen
umfassenden Netzwerk mit weitreichenden Wechselwirkungen auf der anderen.
Manche ihrer Kooperationsprojekte entwickeln sich zu gewissermaßen existentiellen Vorhaben unter Einsatz
aller persönlichen Kräfte. Dafür hat sie eine besondere Ermutigung verdient.
In Gisela Weimanns Lebenswerk gibt es einen doppelten roten Faden: ihre Tagebücher, sowohl bildnerisch als
auch erzählerisch angelegt, und ihre kontinuierlichen Reflexionen über das Verhältnis von Politik, Gesellschaft
und persönlichen Erfahrungen. Beides prägt ihre spezifische Form der künstlerischen Erinnerungsarbeit. Beides
beinhaltet aber auch immer wieder die Auseinandersetzung mit der Ohnmacht der Kunst gegenüber Krieg und Gewalt.
Dass eine solche Auseinandersetzung nicht überholt, sondern unverändert zeitgemäß ist, will die Jury mit ihrer
Preisverleihung unterstreichen.
Professor Dr. Stefanie Endlich / Sigrid Nebelung / Dr. Lucie Schauer
Sparten: Performance