Ingrun Aran (Regisseurin)
WARUM THEATER!
Fantastische Literatur, Mythen und klassische Texte faszinieren mich. Mit neun Jahren sah ich “Der Menschenfeind” von Molière in einer Inszenierung von Jürgen Gosch im Schauspiel Köln. Seitdem hat mich das Theater nie wieder losgelassen.
Erzähle ich eine Geschichte aus der Gegenwart, schlage ich die Brücke in die Vergangenheit und umgekehrt. Denn keine neue Geschichte ist ohne den Kosmos der Historie zu verstehen und keine alte Geschichte ist für uns heute relevant ohne moderne Entwicklungen, neue politische Strömungen oder globale Veränderungen. Dabei steht der Schauspieler für mich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Der Zuschauer soll erfahren, dass die dargestellten Charaktere in ihrer Naivität und Schuld, mit ihren Vorzügen und Fehlern auch seine eigenen Widersprüche repräsentieren.
Die Magie des Theaters schafft für mich jedoch nur der Mensch in Raum und Zeit. Das heißt auch, die Bühne braucht eine Form. Ich baue abstrakte Räume, bestehend aus geometrischen Formen, die sich gegeneinander verschieben lassen. Die Spieler gestalten, verformen dann selbst die variablen Aufbauten und erfinden so mit ihren Körpern und der Bühne weitere Räume.
Meine Räume sind aber nicht an das Theater gebunden. Auch in andere Orte kann ich sie integrieren, in eine Kirche, ein Treppenhaus, eine Schule, eine Fabrik, einen Bunker, einen Fahrstuhl, ein Kino, alle würden sich als "Container" eignen.
Ein Kino. Das Kino interessiert mich. Mit den alten James Bond Filmen begann eine Leidenschaft. Nachdem ich dann meinen ersten Kurzfilm gedreht hatte, war das Kino für mich auch aus dem Theater nicht mehr weg zu denken. Ich lasse die Bühne immer wieder zerfließen, in einen wandelbaren Raum der Illusion. Mit bewegten Bildern auf Boden, Seiten- und Deckenflächen des Theaters schaffe ich durch Licht neue Räume, andere Realiäten, eine vierte Dimension.
So gerät der Zuschauer in direkten Zusammenhang mit dem, was auf der Bühne passiert, er wird ein Teil davon. Das Phänomen des Raums ist seine Endlichkeit und unendliche Freiheit, die alle Körper, organische oder mechanisch-künstliche, in dieser Abgrenzung haben. Denn räumliche Bewegungsabläufe sind entscheidend für die Intensität des Stücks. Jeder Schritt des Schauspielers, jede Geste, jedes Objekt tritt in Beziehung zum begrenzten Raum, den Schwingungen des Lichts und der Töne in ihm.
2008 habe ich unter dem Label okapi-productions mit dem Aufbau eines freien Ensembles begonnen. Es besteht aus Schauspielern, Musikern, Sounddesignern, bildenden Künstlern, Autoren, Kameraleuten/Filmemachern und mir als Produzentin. Ziel ist es, Künstler verschiedener Bereiche miteinander zu vernetzen, um auf der Suche nach neuen Formen und Ausdrucksmöglichkeiten gemeinsam Projekte zu realisieren.
Sparten: Theaterperformance